Schon 6 Mal bin ich Anne Frank in ihr Versteck gefolgt und habe ihr schwere Zeit dort miterlebt.
Ich gehöre zu den Sängerinnen des „Brass-Oratoriums ANNE! – DAMIT WIR KLUG WERDEN“.
Bis jetzt fand es in Osten, Hameln, Itzehoe, Meschede, Kiel und Eckernförde statt. Ich konnte jedes Mal dabei sein. Und es ist unglaublich spannend, wie viele Mitwirkende wohl dabei sind, und wie die Räumlichkeiten beschaffen sind. Haben wir genug Männer? Ist die Akustik des Raumes gut? Ist es warm genug? Kommen genug Zuhörer? Wie werden sie sich auf die Atmosphäre einlassen?
Und dann geht es nach einigen Stunden Proben los.
Das bedeutet 90 Minuten still stehen und konzentriert das Vorlesen, die Bläser und die Choreinlagen verfolgen.
Ich bin jedes Mal überrascht, dass ich das aushalte. Bei jedem Vorlesen bekomme ich mehr mit und wundere mich, dass ich das bis dahin noch gar nicht gehört habe. Die Anspannung ist körperlich zu spüren, aber auch, wie gut die Zuhörer mitgehen.
In den Liedern wird Lebenslust versprüht, Angst vor dem Abholen geschürt, Gottes Hilfe angefleht, Stille Nacht, die gar nicht so still und vielleicht die letzte Nacht sein könnte, gefeiert, darauf vertraut, dass Gott das letzte Wort hat und dann kommt das langsame schmerzliche Abschiednehmen.
Ich spüre meine Füße nicht mehr und hoffe, dass ich auch dieses Mal bis zum Ende durchhalte. Dann erfolgt der letzte leise Ton, und es herrscht absolute Stille.
Wir alle denken noch einmal an die vielen Menschen, die so sinnlos ihr Leben lassen mussten.
Nun gibt es nur noch den einen Wunsch: „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Getröstet durch dieses Lied gehen wir zwischen die Zuschauer und lösen die Anspannung auf. (Vera Birtner)