Man könnte meinen, dass die achte Wiederholung eines musikalischen Werkes zur Routine wird, auch dann, wenn es sich um ein so anspruchsvolles Thema wie Anne Frank handelt. Das b-Team Itzehoe, der Vokalkreis Hameln und alle Beteiligten haben immer wieder dieselben Stücke geprobt, sich unter der Leitung von Knut Petscheleit immer neu motiviert. Nach der Aufführung am Vortag in Hamburg stehen wir am 12. Juni 2016 auf dem Platz vor der Gedenkstätte Bergen-Belsen erneut auf der Bühne.
Wir hören wieder die eindringlichen Texte, singen die beklemmenden Melodien, werden von den vollen, teilweise bedrohlich dissonanten Klängen der Bläser begleitet.
Zum Schluss verharren Ausführende und Publikum in minutenlanger Stille, bis sich zögernd Beifall bahnbricht. Zusammen gehen wir über das Gräberfeld bis zum neu gestalteten Grabstein für Anne Frank und ihre Schwester Margot. Der Schlusschoral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ löst die Spannung. Nichts ist Routine.
Anne Frank wäre heute, am 12. Juni 2016, 87 Jahre alt geworden. Sie ist hier im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren gestorben. Das allein ist Anlass zu neuem Nachdenken. Parallelen zu aktuellem Geschehen sind unübersehbar.